Ein wahrlich langer Tag: mein erster Marathon!

Written by ironstein on Oktober 4th, 2010

Gestern war es dann soweit: unbelastet von nennenswerter Vorbereitung, jedoch belastet von einem BMI von 27,2 , ging es gestern an den Start.

The day before

Am  Vorabend hatte mir Andreas von den Sportengeln noch wertvolle Tipps zu Essen und Trinken während des Laufens gegeben, die ich auch schnell noch umgesetzt hatte. Also kurz vor Geschäftsschluss noch kurz losgedüst, um einige Dinge noch zu besorgen. Unter anderem Cola – brrr! Einige frisch geleerte Einwegflaschen habe ich zur Hälfte mit Cola gefüllt, einen halben Teelöffel Salz hinzugefügt (zu wenig, wie sich später herausstellen sollte) und über Nacht stehen lassen.

The D-Day

Mein Partnerin hatte also einige Einweg-Flaschen mit einem köstlichen Gemisch aus abgestandener Cola, Wasser und etwas Salz dabei. Warum nur tut man sich das an??? (Diese Frage beantwortet sich weiter unten!)

Zeitig sind wir aufgebrochen, haben im Parkhaus der KölnArena geparkt und so hatte ich dann noch eine knappe Dreiviertelstunde, um auszukühlen und mich verrückt zu machen. Glücklicherweise war das Wetter bestens, und in der Sonne konnte man es aushalten.

Um 11:00 ging es endlich los. Dort, wo eigentlich Beine sein sollten, waren nur schwere Klumpen. Warum nur war ich in den Wochen zuvor nur noch eine kurze Runde gelaufen? Eine Frage, die wohl nur mein innerer Schweinehund beantworten kann. Später erfuhr ich, dass ich bei Kilometer 5 „fertiger“ aussah als später bei Kilometer 20.

Die gefühlte erste Hälfte wurde ich nur von anderen LäuferInnen übeholt. Schon ein wenig frustrierend. Ein Lichtblick war stets Daniela, die zu Fuß oder mit der Tram von einem Treffpunkt zum nächsten eilte und mich mit Motivation und Getränken versorgte.

Salz – das weiße Gold

In der zweiten Hälfte spürte ich eine unangenehme Krampfneigung in den Beinen und hatte gleichzeitig einen ungeahnten Appetit auf Pikantes. Da ich zuvor gelesen hatte, dass Krämpfe während des Laufens zumeist nicht von einem Magnesium- sondern mit Natriummangel herrühren, ahnte ich was mir fehlte. In der schönen, warmen Colaschorle war zu wenig Salz!! Und an den Verpflegungsständen gab es ausschliesslich Wasser, Cola oder Tee. Selbst isotonische Getränke gab es erst bei ziemich am Schluss. Also hielt ich unterwegs Ausschau und bin dann in eine Pizzerei hinein gestürmt und habe um etwas Salz gebeten. Der Pizzabäcker schaute mich groß an, kramte wortlos einen 5-Kilo-Eimer hervor und schüttete mir einen gehäuften Esslöffel Salz in die Hand. Na, das sollte wohl reichen. Eine Weile, nachdem ich mehrmals meine Zunge in den Salzberg gestippt hatte, ließen tatsächlich die Krampfneigung und auch der Salzhunger spürbar nach.

Der Mann mit dem Hammer

Mit ihm war ich eigentlich nach alter Marathontradition bei Kilometer 30 oder so verabredet. Tja, dieses Mal hat er mich versetzt, worüber ich keineswegs unglücklich war. 🙂 Vielmehr war das Laufen dauerhaft und zunehmend schwer, aber eben kontinuierlich. Ich erinnere mich noch gut an den heftigen Einbruch bei KM 18 beim Rheinenergie-Halbmarathon in Bonn im April. Warum ich diesmal verschont blieb? Keine Ahnung! Vielleicht lag es daran, dass ich ständig Gels und süße Getränke in mich hinein geschüttet habe.

Looking for Freedom

Eine geniale Truppe, die CaBaNauTen ziehen einen TRABI samt singender DAVID-HASSELHOFF-Kopie die ganze Strecke bis ins Ziel. Über weite Strecken sind sie in meiner Nähe, mal kurz vor, mal kurz hinter mir. Und ewig läuft „Looking For Freedom“. Am Schluss sind sie zwei Minuten vor mir im Ziel. Super Aktion zum Tag der Wiedervereinigung! Bleibt zu hoffen, dass kein Kleingeist die CaBaNauTen an die GEMA verpfeift (wegen öffentlicher Aufführung eines urheberrechtlich geschützten Musikstücks).

Im Ziel

Nach 5 Stunden und 52 Minuten ist es geschafft: ich bin im Ziel. Noch ein kurzer Endspurt über die letzten Meter und jubelnd reiße ich Arme hoch. In solchen Sekunden weiß man, warum man sich so eine Tortur antut!

Und: ich bin noch unter den ersten Tausend meiner Altersklasse! 😉 Der Durchschnittspuls liegt bei 159 Schlägen pro Minute.

Bedauerlicherweise sind die Verpflegungsstände im Zielbereich schon ziemlich abgegrast. In einer Ecke sehe ich noch eine Palette mit Apfelsaft – aber niemand schenkt ihn mehr aus. Ein paar Fleischwurstscheiben kann ich noch ergattern und etwas zu trinken.

Der Abend

Kaum daheim gehe ich direkt unter die Dusche. Noch im Badezimmer merke ich, dass mein Kreislauf runterfährt.  Okay, das geht vorbei, und ab ins Bett. Von meiner Liebsten bekomme ich ein leckeres Abendessen serviert. Beim späteren Zähneputzen bekomme ich plötzlich heftigen Schüttelfrost. Meine Süße ist sehr besorgt, aber eine Weile später geht es wieder.

 

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